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Über Dramaturgie Theater Waidspeicher

Dramaturg und Presse-Dramaturg des Theaters Waidspeicher Erfurt

Abflug

Jetzt sind wir schon eingecheckt, schon im Flughafen von Nowosibirsk, schon im internationalen Raum. Am Vormittag war ich noch als Jurymitglied beim Finale des „Puppentheater im Deutschunterricht“-Festivals dabei. In der Kategorie der Großen (11-14 Jahre) gewann die Gruppe aus Ulan-Ude mit einem Stück über einen tibetischen Jungen, Kind eines Lama-Priesters, der als Neuer in eine Klasse kommt:

20130503-171024.jpg Bei den Kleinen gewann eine Gruppe aus Sajangorsk, ebenfalls mit einem Stück zu dem gestellten Thema Integration. Der Preis für diese beiden Gewinner wird jeweils eine Reise nach Erfurt oder Hamburg sein. Beim Goethe-Institut habe ich schon vor dem Wettbewerb angemeldet, dass die Kleinen nach Erfurt kommen mögen. Wenn es klappt, dann kommen also diese Schüler auf Besuch im Theater Waidspeicher vorbei:

20130503-171741.jpg Die fast schon überperfekten Puppen haben ihnen ihre Eltern gebaut. Für meine Lieblingsgruppe, die einfach super gespielt hatte, war kein Preis vorgesehen. Meine Anfrage, ob ich einen „Preis des Theater Waidspeicher“ vergeben dürfe, wurde in der Jury-Sitzung begeistert angenommen, und so bekam die Gruppe aus Abakan von mir den Preis in Form von deutscher Schokolade, die ich eigentlich für die Dolmetscher in den Koffer gepackt hatte (Eine Urkunde des Goethe-Instituts war natürlich auch dabei):

20130503-172229.jpg Die Sitzung der Jury im Zimmer der Direktorin gab mir einen Eindruck, wie es sich als russischer Bürokrat arbeitet:

20130503-172344.jpg Links, am Schreibtisch die Direktorin des Nowosibirsker Puppentheaters und rechts Jörg Löschmann vom Goethe-Institut. Generalkonsul Neithart Höfer-Wissing (unten mit Valeria Kolodina, Projektleiterin des Goethe-Instituts) hat unsere „Romeo und Julia“-Vorstellung so gut gefallen, dass er sich unser „Ring“-Projekt nach Sibirien wünscht. Eine super Idee, finde ich!

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Auftrag ausgeführt

Der Tag heute begann mit Warten, denn die Nowosibirsker spielten in ihrem Theater und wir konnten unsere Vorstellung erst ab Mittag aufbauen. Ich besuchte in der Zeit die Proben zu einem Tanz-Projekt des Goethe-Instituts: der Choreograf Samir Akika erarbeitet mit tänzerischen Laien aus Novosibirsk ein Tanzstück über ihre Stadt:

20130502-232439.jpg Um 16:30 Uhr war dann »Schweinchen«-Vorstellung, wieder vor den Schülern und Lehrerinnen des Projektes „Puppentheater im Deutschunterricht“, Sie waren ein sehr aufmerksames und dankbares Publikum. Für Sie erklärten Kristine, Anna und ich im Anschluss an die Vorstellung den Bau der Puppen und gaben Tipps für eigene Kreationen.

20130502-232934.jpg Hier sieht man unsere großartige Projektleiterin Valeria mit der Puppe des Bären erste Schritte versuchen:

20130502-233146.jpg Mit dieser letzten Vorstellung war unser Auftrag abgeschlossen und alles konnte wieder in den Lastwagen geräumt werden. Wir wünschen gute Fahrt!

20130502-233258.jpg Den Abend krönte ein Essen mit der gesamten Truppe in einem russischen Restaurant:

20130502-233506.jpg Von den Klängen eines russischen Chores im Aufzugschacht, erzähle ich später mehr.

Heraus zum 1. Mai

Der 1. Mai ist in Russland ein Feiertag. Es wird auch demonstriert, es ist aber nicht ganz klar wofür, oder wogegen.
Der Leninplatz war gesperrt und dort wo sonst tausende von Autos rollen, konnte ich in aller Ruhe dieses schöne Panorama-Foto aufnehmen:

20130501-202135.jpg Vor der Oper versammelten sich zu lauter Schlagermusik viele Menschen, teilweise mit den rot-weiß-blauen Luftballons der russischen Fahne, aber auch in vielen anderen Farben.

20130501-202628.jpg Beliebt, und in der ganzen Stadt zu sehen, waren auch Luftballon-Blumen:

20130501-202707.jpg Als Röckchen war auch Schwarz-Rot-Gold vertreten. Hatte aber mit Deutschland wohl weniger zu tun:

20130501-202821.jpg Vor unserer Vorstellung von »Josa« signierte das Ensemble noch das Programmheft für die Putzfrau:

20130501-203029.jpg Dann gab es noch einen Pressetermin mit einer Dame von der Zeitung:

20130501-203150.jpg Die Vorstellung dann selber war rappelvoll: etwa zehn Erwachsene mussten stehen und der Applaus war kreischend! Im Publikum saßen Deutsch-Klassen aus verschiedenen Städten Russlands, die zu einem „Festival des Puppentheaters in der Schule“ nach Nowosibirsk gekommen waren. Für sie führte ich im Anschluss an die Vorstellung zwei Workshops zum Schattentheater durch. Besonders die Gruppe der »Kleinen« war bezaubernd, und man sieht sie hier, wie sie als Extra nach dem gelungenen Workshop Josa auf Händen tragen dürfen:

20130501-203952.jpg Im sechsten Stock unseres Hotels gibt es im Übrigen einen bärigen Tisch:

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Zweite Vorstellung Romeo

Die Vorstellung besser als gestern, das Publikum völlig aus dem Häuschen, stehende Ovationen und anhaltender Applaus: heute ist wirklich nichts Besonderes passiert. Vor der Vorstellung gab es noch ein Interview mit dem örtlichen Fernsehsender, zwischen Kameramann und Reporter unser Übersetzer Dennis:

20130430-224106.jpg Davor jeweils war ich am Mittelpunkt Russlands, der von einer kleinen Kapelle markiert wird, die im Zentrum Novosibirsks liegt. In Wirklichkeit liegt der Mittelpunkt Russlands natürlich in Krasnojarsk.

20130430-224410.jpg Unsere Techniker sind bei Rot über die Ampel gegangen. Aus dem Gefängnis konnten wir sie leider nicht herausholen – Scherz beiseite: Axel und Felix bei der Arbeit im Puppentheater:

20130430-224546.jpg Dann erzähl ich eben noch die Geschichte von dem Loch in der Straße vor dem Puppentheater. Anscheinend war es unter diesem Auto eingebrochen:

20130430-224639.jpg Lange stand es ungesichert offen. Erst als ein zweites Auto hineinkrachte, kamen Polizei und Bauleute:

20130430-224758.jpg Die verfüllten das Loch dann mit Schotter und markierten es.

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Das rote Gitterchen ist inzwischen übrigens umgefahren worden.

Helden des Abends

Es begann ohne Probleme: der Aufbau der Bühne und das Einleuchten liefen hervorragend und wir hatten eine Bühne, fast besser als zuhause. Hier sitzt Felix im Stellwerk des Nowosibirsker Puppentheaters:

20130430-001855.jpg Der Saal war voll und das Publikum äußerst konzentriert bei der Sache:

20130430-001945.jpg Die Vorstellung lief ausgezeichnet und wurde mit Standing Ovations aufgenommen. Allen hat es gut gefallen, viele Tränen flossen. Auch der Generalkonsul Herr Höfer-Wissing war sehr angenehm überrascht.

20130430-002420.jpg Erst als ich in die Garderobe kam, erfuhr ich, was für eine Katastrophe sich während der Vorstellung ereignet hatte: Romeos Fuß war während eines Gefechts gebrochen. Martin hielt Bein und Fuß so kunstvoll im Spiel, dass selbst ich nichts merkte. Das Spieler-Ensemble ließ sich den ungeheuren Stress hinter der Bühne einfach nicht anmerken: heldenhaft! Glücklicherweise passierte das Ganze gegen Ende des Stückes. In der Garderobe wurde der Fuß mit Sekundenkleber wieder fixiert. Hoffentlich hält er noch in der morgigen Vorstellung.

20130430-003020.jpg Nach diesem Abenteuer wurde das ganze Ensemle von Julia Hanske und Jörg Löschmann vom Goethe-Institut zum Abendessen eingeladen. Dafür auch an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank.

Theater gucken

Novosibirsk ist eine ziemliche Industriestadt. Aber wo bei anderen Städten eine Kathedrale trohnt, liegt hier im Zentrum ein riesengroßes Opernhaus, gebaut von 1933-1945. Auf dem Panorama unten ist es in der Mitte hinter der gewaltigen Bronzestatue von Lenin zu sehen. Das rote Gebäude rechts ist das Regional-Museum. Nowosibirsk hat als drittgrößte russische Stadt sogar eine U-Bahn.

20130428-231122.jpg Eine der schönsten Straßen ist die Leninskaja, und dort liegt auch das Puppentheater, in dem wir auftreten werden. Unser Banner hängt schon an der Fassade:

20130428-231317.jpg Das Puppentheater hat auch ein kleines Museum, einige charakteristische Exponate sind in diesem Schaufenster zu sehen:

20130428-231411.jpg An dem einen Ende der Leninskaja liegt der Platz mit dem Opernhaus an dem anderen Ende dieser Straße unser Hotel:

20130428-231518.jpg Hier waren wir heut morgen beim Frühstücksbuffet:

20130428-231613.jpg Nach dem Mittagessen mit Herrn Löschmann von Goethe-Institut besuchten wir dann in Begleitung von Valeria und unserem Dolmetscher Dennis eine Vorstellung des Nowosibirsker Puppentheaters:

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20130428-231951.jpg Paul, Martin, Axel und ich gingen am Abend noch ins Opernhaus um »Fürst Igor« von Borodin zu gucken. Das Opernhaus ist wirklich ein gewaltiger Saal, mit einem gehörigen Nachhall.

20130428-232248.jpg Von der Inszenierung hier ein Foto vom Foto:

20130428-232339.jpgGute Nacht.

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Nowosibirsk

Wir sind in Novosibirsk angekommen. Valeria hat uns am Bahnhof in Empfang genommen und zu unserem Hotel „Sibirsk“ gebracht. Man merkt es gleich, dass diese Stadt wesentlich größer als Krasnojarsk ist.

20130428-100023.jpg Hier noch einige Eindrücke aus der morgendlichen transsibirischen Eisenbahn:

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Transsib

Unglaublich! Ich liege auf der gemütlichen Pritsche der Transsibirischen Eisenbahn. Der Zug zockelt durch eine lichtlose Nacht und im Wagen ist es ein ruhiges Rollen: toll! 12 Stunden werden wir jetzt unterwegs sein bis nach Nowosibirsk.

Die Abfahrt haben wir gebührend gefeiert, mit Wodka, Speck und Knoblauch. Die Schffnerin brachte uns die Gläser.

Hier drängeln wir uns alle beim Einsteigen im Gang, vor dem herzlichen Abschied von Jana, unserer guten Fee in Krasnojarsk.

Diese riesige E-Lok zieht uns durch die Nacht.

Alles für diesen Moment

Die lange Vorbereitung hat sich gelohnt: „Josa“ wurde ein voller Erfolg in Russland. Hier ein Foto der Bühne: „Josa“ diesmal mit cremefarbenen Gassen und Soufitten.

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Danach gleich wieder Abbau, und Slava, der Mann von der Spedition, verstaute alles in einem ehemals japanischen Lastwagen für die Fahrt nach Novosibirsk.

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Wir gingen mit Jana und Wladimir feiern im „Kalinka Malinka“, einem Restaurant mit russischer Küche. Auf Wiedersehen und Danke Wladimir, du warst uns eine riesige Hilfe!

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Entspannter Vormittag

Mit Martin Vogel war ich heut Morgen bei einem weiteren Fernsehsender zum Interview. Um 6:45 Uhr trafen wir uns vor dem Hotel. Hier warten Josa und sein Vogel auf die Abfahrt.

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Von unseren beiden Moderatoren nur ein schnelles Foto. Waren sehr nett. Frühstücksfernsehen hat hier anscheinend viele Zuschauer.

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Mit Martin improvisierte ich wieder eine kleine Szene aus „Josa“ Ich hatte mich als Josa über meine Kleinheit zu beklagen. Dieser Zettel half mir meinen Satz auf Russisch richtig aussprechen:
„Ich bin zu klein!“

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Nach dem Erfolg der Vorstellung gestern, geht es heute etwas entspannter zu. Zeit für einen kleinen Stadtbummel. Ein kurzzeitiger Regen hat die Straßen gewaschen und den Staub gemindert.

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Die alten Häuser hier scheinen zu Souterrain-Geschosse zu haben. Ich nehme an, sie sinken mit der Zeit in den Boden, der im Winter hart ist und im Sommer schlammig wird.

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